Gärtnerbetreute Grabanlage: NaturRuh erstmals in Hannover

Bienenfreundliche Stauden und ein Mix bei Grabmalen: Ein neues NaturRuh-Areal wurde auf dem kirchlichen Friedhof „An der Strangriede“ eröffnet. Es ist das erste seiner Art im Raum Hannover, das dritte überhaupt in Niedersachsen.

Angehörigen die Trauer in individuellem Maße ermöglichen

„Es ist nicht okay, die Hinterbliebenen von der Wahl der Grabstätte auszuschließen.“ Mit diesem Plädoyer eröffnete Uwe Stapelmann, Geschäftsführer der Treuhandstelle für Dauergrabpflege Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, Ende Oktober 2021 das erste Naturruh-Areal im Raum Hannover. Er appellierte damit an die – vornehmlich älteren – Besucher der Feier, Angehörigen die Trauer durch die Wahl der Grabstelle in ausreichendem und individuellem Maße möglich zu machen, quasi eine „Wohlfühl-Oase des Gedenkens“ zu schaffen.

Im Prinzip trifft Stapelmann damit das, was NaturRuh-Areale und andere, von Friedhofsgärtnern angebotene Bestattungsformen wie Ruhegemeinschaften und Memoriam-Gärten bieten: Einen besonderen Ort der Bestattung und Trauer, der den Angehörigen durch die gärtnerbetreute Pflege der Anlage keinerlei Arbeit macht, über die Jahre immer gepflegt aussieht – und zudem Trends befriedigt, die sich Menschen für ihre Ruhestätte wünschen: In diesem Fall Naturnähe statt friedhofstypischer Grab-an-Grab-Atmosphäre. Stapelmann legte dann auch noch an Argumenten „drauf“: Rasengräber bieten kaum Ablagemöglichkeiten für kleine Grabbeigaben, Waldbestattungen haben schlechte Zuwege. NaturRuh-Areale ermöglichten dies alles direkt auf dem Friedhof.

Areal mit bienenfreundlichen Stauden naturnah bepflanzt

Die Fläche in Hannover ist vorwiegend mit bienenfreundlichen Stauden naturnah bepflanzt, und zwar so, dass im Jahresverlauf immer etwas blüht. In der Mitte thront ein noch kleiner Baum. Ein geschwungener Weg führt durch die Fläche. Sowohl Einzelurnen- als auch Doppelurnengräber und Erdeinzelgräber bietet die Anlage. Neu ist, dass bei den Grabmalen auf einen Mix aus klassischen Grabstelen aus schwarzem Naturstein und Grabmalen aus Cortenstahl gesetzt wird. Erstmals kommt auch ein von der Treuhandstelle in Hannover gestaltetes Metallgrabmal zum Einsatz. Innerhalb seines Rings aus Cortenstahl (von Bollermann Grabmale, Winnenden) können die Hinterbliebenen Blumen, Engel und andere kleine Grabbeilagen ablegen.

Grabverkäufe zeigen: NaturRuh-Konzept kommt an

Die Fragen der Besucher auf dem Friedhof Strangriede zeugen vom großen Interesse am Konzept, aber auch von Skepsis. Stapelmann überrascht dies nicht: „Die Gestaltung von Ruhegemeinschaften und Memoriam-Gärten weicht stark von der der NaturRuh-Areale ab. Alles, was neu ist, wird zunächst skeptischer betrachtet. Dies gilt vor allem für den Friedhof.“ Die Grabverkäufe in den NaturRuh-Arealen in Achim bei Bremen (bisher 24) zeigten aber, dass das Konzept ankommt. Dies habe auch die Resonanz der Anwesenden in Hannover gezeigt. Selbstverständlich sei die Staudenbepflanzung durch die Friedhofsgärtner anders zu pflegen als die Klassiker wie Rahmengehölz, Bodendecker und Wechselbeet. Die Pflege sei hier ähnlich aufwendig wie bei einer herkömmlichen Grabbepflanzung. Somit weichen auch die Pflegepreise nicht weit voneinander ab.

Laut Stapelmann sprechen die NaturRuh-Areale eine andere Klientel an als die übrigen gärtnerbetreuten Grabanlagen. Nicht umsonst beschreibt die Treuhandstelle auf ihrer Website: „NaturRuh-Areale wirken trotz gärtnerischer Pflege etwas rauer und naturnaher. Hier wird den Pflanzen Raum gegeben, sich zu entwickeln.“ Eine Musterkalkulation für ein NaturRuh-Areal erhalten BdF-Mitglieder kostenlos über den Bund deutscher Friedhofsgärtner (BdF) oder die Treuhandstelle/Genossenschaft.

© Katrin Klawitter